[Wir stellen unsere Mitglieder vor] Daniel Steinbrück / Erfurt
In dieser Rubrik stellen wir regelmäßig unsere Mitglieder vor, die sich am Projekt „Für alle Zeiten“ beteiligen, bei dem es darum geht das Mitspracherecht der Fans bzw. die Anwendung der „50+1 Regel“ zu bewahren. Dies geschieht durch den Erwerb von Vereinsanteilen, an deren Finanzierung sich auch Daniel beteiligt:
Daniel, zu Beginn bitten wir Dich, dass Du Dich kurz vorstellst.
Mein Name ist Daniel Steinbrück. Ich bin 45 Jahre alt und Groß- und Außenhandelskaufmann von Beruf. Gebürtig komme ich aus Thüringen, aus Erfurt, aber der Arbeit und der Liebe wegen bin ich nach Sachsen gezogen.
Bist Du auch Mitglied in einem Deutschen Verein? Wie denkst Du über die 50+1 Regel?
Wie schon bei anderer Gelegenheit erwähnt komme ich gebürtig
aus Erfurt. Daher bin ich schon seit 33 Jahren mit dem Fußballklub FC
Rot-Weiß-Erfurt verbunden. Seit 13 Jahren bin ich auch zahlendes Mitglied. Ich
habe mit Erfurt Höhen und Tiefen mitgemacht, von der 1. Liga bis jetzt zum
bitteren Abstieg in die Regionalliga bei gleichzeitiger Insolvenz des Vereins.
Ich habe zahlreiche Trainer und Spieler kommen und gehen sehen, sowie kompetentes,
aber auch inkompetentes Management und sportliche Leitungen miterlebt. Aber als
Fan bleibt man Fan, egal in welcher Liga der Verein aktuell spielt. 50+1 Regel?
Ich bin ein Befürworter und finde es gut, dass Kapitalanleger jeglicher Art
keine Möglichkeit haben, die Stimmenmehrheit bei in Kapitalgesellschaften
ausgegliederten Profimannschaften zu übernehmen. Negativbeispiele, wo eben
solche Kapitalanleger ihre Macht ausüben, gibt es im Weltfußball genug. Investoren
und Besitzer sind keine Garantie für Erfolg.
Du bist nun schon seit einigen Jahren Hajduk-Split-Mitglied. Wie kam es zu der
Mitgliedschaft, wie kam es überhaupt zu Deiner Bindung zum Verein?
Das Ganze begann vor etwa 4 Jahren, 2015. Mein bester Freund fragte mich kurz vor dem Sommer, ob ich mit nach Kroatien kommen wolle. Er hätte dort sehr gute Freunde, bei denen er immer seinen Urlaub verbringen würde. Ich habe das Angebot wahrgenommen und bin mit Sohn und Stiefsohn nach Kroatien gefahren, quasi Männerurlaub. Ich habe mich gleich sehr gut aufgehoben gefühlt, die Jungs waren den ganzen Tag im Meer, das Karlovačko schmeckte, alles war gut. Eines Abends kam dann Live-Fußball im kroatischen Fernsehen, Hajduk wurde übertragen. Ich muss gestehen, dass ich zu dem Zeitpunkt nicht viel vom kroatischen Fußball wusste, außer dass die Nationalmannschaft stark war, von Dinamo hatte ich auch schon gehört. Zwei Tage später sind wir nach Split gefahren und waren im Poljud-Stadion. Das hat mich glatt umgehauen, so ein geiles Stadion, absolut herrlich. Daraufhin habe ich angefangen im Internet zu recherchieren, habe mir alte Spiele auf YouTube angesehen und war begeistert von der Stimmung im Stadion, der Tradition und den Fans. Dabei ist mir klar geworden, dass Hajduk etwas ganz Besonderes ist. Vor allem wenn man weiß, dass viele kroatische Vereine vor fast leeren Rängen in der Liga spielen und Hajduk vergleichsweise fast immer sehr gut besucht ist. Auch wenn mich wahrscheinlich einige in Deutschland für verrückt erklären, weil ich einem kroatischen Verein die Daumen drücke, aber ich stehe dazu. Gleich im selben Jahr, d.h. 2015, habe ich mich schlau gemacht, wo man sich als Mitglied registrieren kann. Und so bin ich auf DPH Stuttgart gestoßen. Seitdem bin ich auch Mitglied, für gerade mal € 15,00 im Jahr. Den Beitrag zahle ich gerne, wenn ich dem Verein dabei in seiner Entwicklung weiterhelfen kann.
Gibt es ein Erlebnis mit Hajduk, das Dich geprägt hat?
Naja, ehrlich gesagt hatte ich noch keine wirklichen
Erlebnisse mit dem Verein, persönlich zumindest nicht. Aber durch meine
Recherchen habe ich natürlich viele, auch entscheidende Spiele gesehen, ob nun
im Europapokal oder in der Liga. Oder auch ein gewisses Spiel gegen Partizan
Belgrad im Jahre 1990. Wie gesagt, das sind so Spiele, die mich direkt geprägt
haben.
Du bist Hajduk-Mitglied über DPH Stuttgart e.V. Wie kam es dazu und wie würdest
du Deine Mitgliedschaft beurteilen? Hat es Dir gewisse Vorgänge vereinfacht einen
Partner in Deutschland zu haben?
Ich hatte bereits bei einer der vorangegangenen Fragen
erläutert, wie ich auf DPH Stuttgart gestoßen bin. Und ganz klar, es
erleichtert es ungemein jemanden in Deutschland zu haben, der als Bindeglied
zwischen dem Verein in Split und dem Fan in Deutschland tätig ist. Gerade wenn
man kein oder kaum kroatisch spricht und schreibt. Ich finde das sehr wichtig,
gerade auch im Hinblick darauf neue Fans in Deutschland zu gewinnen.
Kommen wir nun zu einem besonderen Punkt. Du bist wohl der erste Deutsche, der
sich am Projekt „Za Sva Vrimena“ („Für alle Zeiten“)
beteiligt. Wie kam es zu Deinem Entschluss daran teilzunehmen?
Das Ganze wurde erst durch eine Facebook-Unterhaltung mit
DPH Stuttgart so erst ins Rollen gebracht. Im Februar dieses Jahres schrieb
mich einer deren ehrenamtlichen Vertreter an. Es entwickelte sich ein kleiner
Smalltalk, wir kamen ins Gespräch darüber wie ich zu Hajduk gekommen bin, wo
ich doch auch einen deutschen Verein unterstützen würde, usw. Irgendwann fragte
er mich, ob ich schon einmal vom Projekt „ZSV“ gehört hätte. Da ich
davor noch nie darüber gelesen hatte, schickte er mir einige Infos darüber (siehe
Link im oberen Teil des Artikels), was das Projekt beschreibt und was es für
die Zukunft von Hajduk bedeuten würde, wenn sich Fans Anteile am Verein sichern.
Ich fand das Projekt sehr interessant, vor allem, weil man auch mit kleinen
Beiträgen ein kleines Rädchen im großen Getriebe sein kann und somit dem Verein
weiterhilft. Deswegen habe ich mich dann entschlossen, monatlich einen kleinen
Betrag an „Naš Hajduk“ zu
überweisen. Dass ich der erste Deutsche bin, der am Projekt teilnimmt, macht
mich natürlich stolz und ist eine Ehre für mich.
Wie führst Du die Überweisungen aus, die Du soeben angesprochen hast?
Ich habe einen monatlichen Dauerauftrag bei der Bank
eingerichtet. Auf unbestimmte Zeit.
Erwartest du irgendeine Gegenleistung für deine Teilnahme?
Ich nehme an dem Projekt teil, weil ich glaube, mit meinem wenn auch
kleinem Betrag etwas zu bewegen. Durch die Mitsprache der Fans wird gesichert,
dass der Verein besteht und auch bestehen bleibt. Ich möchte, wie viele andere
Fans auch, dass der Verein sich stabilisiert, nach sportlichen wie auch wirtschaftlichen
Gesichtspunkten. Nur ein stabiles Fundament ermöglicht eine langfristig positive
Vereinsentwicklung. Nur ein gesunder Verein, der wirtschaftliche und
finanzielle Rücklagen hat und von seinen Fans gestützt wird, kann sich auch
personaltechnisch verbessern, heißt kann Schritt für Schritt seine Mannschaft
verstärken ohne Angst zu haben, gute Spieler aus finanzieller Not verkaufen zu
müssen. Nur so kann man wieder zu anderen europäischen Vereinen aufschließen.
Hier sehe ich das Socios-Modell (50+1) klar als den richtigen Weg an. D.h.
eines Tages wird es nicht mehr passieren, dass man in der kroatischen Liga nur
3. oder 4. wird und an irgendwelchen, ich muss es so deutlich sagen,
drittklassigen Vereinen in der EL-Qualifikation scheitert. Das kann nicht der
Anspruch eines Vereins wie Hajduk Split sein, der schon zahlreiche Titel in
seiner Geschichte feiern durfte und noch nie aus der 1. Liga abgestiegen ist. Und
wenn ich mit meinem kleinen Beitrag zu alledem beitragen kann, dann habe ich
alles erreicht. Mehr brauche ich als „Gegenleistung“ nicht.
Wie würdest Du jemandem die Wichtigkeit des Projekts nahelegen?
Anschließend an meine Ausführungen zur vorangegangenen Frage: Man kann ganz einfach mit relativ wenig Geld sehr viel zur positiven Weiterentwicklung des Vereins beitragen. Und nur über solche Dinge wie das Sichern der 50+1 Regel bei Hajduk Split und der Miteigentümerschaft der Fans wird es möglich sein, dass der Verein dauerhaft wirtschaftlich wie auch sportlich überleben kann.
Ihr habt Fragen zum Projekt? Dann meldet euch einfach, gerne per E-Mail unter info@dph-stuttgart.de, per Facebook oder bei einem unserer Treffen.